Als Uri Sabat ihn fragt, wie er sich bei seinem ersten Alleinflug fühlt, fasst Enrique Gil es kurz zusammen: „Man fühlt sich wie der König der Welt.“ Aber er schränkt ein: „Mit der Zeit wird dieses Gefühl durch Toleranz ersetzt. Es ist keine Euphorie mehr, sondern Professionalität.“
Der Weg bis dahin ist nicht einfach. Enrique erklärt im Podcast La fórmula del Éxito, dass der Lehrplan einem Luft- und Raumfahrtingenieurstudium entspricht: „Mathematik, Physik, Analysis, Avionik, Thermodynamik … und dazu noch Militärstrategie, Luftverkehrsregeln und Flugfächer. Das waren 500 Credits in fünf Jahren“. Seit kurzem wurde das Pensum reduziert, um eine Überlastung zu vermeiden.
Er gibt zu, dass man bei der Ankunft in der Einheit vor Stolz „aus allen Nähten platzt”, aber bald kommt die Ernüchterung: „Die Vorgesetzten bringen dich ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurück”. Er sagt, dass Ego notwendig ist, aber auch gefährlich sein kann: „Man muss an sich glauben, aber dabei bescheiden bleiben”.
Gil erzählt, dass seine Berufung beim Spielen von Battlefield 2 entstanden ist und dass viele heutige Simulatoren wie DCS helfen, einen Teil der Fluglogik zu verstehen: „Jemand, der DCS beherrscht, würde zwar keine echte F-18 fliegen, aber als Copilot wüsste er, was vor sich geht.“
Wichtig ist, nicht zu blockieren
Im Interview betont er, dass es nicht darum geht, Fehler zu vermeiden, sondern zu wissen, wie man reagiert: „Man kann sich in der Kommunikation vertun, aber wenn man sich daran aufhängt, kann man einen noch schwerwiegenderen Fehler machen.“ Als Fluglehrer wusste er, wann ein Schüler hinter dem Flugzeug zurückblieb und kurz davor war, eine Kettenreaktion auszulösen. Man nannte das „Dominoeffekt“.
Er erinnert sich auch an häufige Fehler, wie zum Beispiel die Verwechslung der Landebahn bei Wind. „Man versucht, den Schüler Fehler machen zu lassen, es sei denn, es besteht ein Sicherheitsrisiko. Ansonsten ist es gut, wenn er es sieht und selbst löst.“
Derzeit fliegt er nicht, aber er verspürt immer noch diesen Drang: „Ich möchte gerne wieder fliegen. Auch wenn ich weiß, dass ich irgendwann damit aufhören muss.“ Er teilt das Gefühl, etwas sehr Kraftvolles aufgeben zu müssen: „Es ist, als würde man mit 23 Jahren einen Ferrari geschenkt bekommen und dann einen Renault fahren müssen. Oder ein Elektroauto, das nicht einmal Geräusche macht.“
Verteidigung als Berufung
Auf die Frage nach der destruktiven Dimension seiner Arbeit antwortet er ohne Umschweife: „Wir werden für das ausgebildet, was es bedeutet, nämlich Bomben abzuwerfen und zu töten. Aber wir tun dies aus Verteidigungsgründen.“ Und er fügt hinzu: „Keine Armee zu haben, weil man Frieden will, ist wie zu sagen, man will keine Polizei, weil man keine Verbrechen will.“
Gil gehört zur Luft- und Raumfahrtarmee, die diesen neuen Namen angenommen hat, um sowohl den Weltraum als auch den Cyberspace abzudecken. Er hält es auch für wichtig, über die Arbeit der Piloten zu informieren: „Viele Menschen wissen nicht, was wir tun. Das zu erklären, gehört auch zu unserer Arbeit.“