Die ersten Menschen, die im Rahmen der Apollo-Missionen zum Mond flogen, ernährten sich von gefriergetrockneten Lebensmitteln und süßen oder salzigen, mit Gelatine überzogenen Würfeln. Im Laufe der Jahre hat sich daran nicht viel verbessert. Aber wenn die Franzosen Erfolg haben, können Astronauten auf Mondmissionen bald frischen Fisch essen.
Seebarschzucht auf dem Mond. Das ist das Ziel von Lunar Hatch, einem abenteuerlichen wissenschaftlichen Projekt, das bereits in einer Fischzucht in Palavas-les-Flots in Südfrankreich läuft.
Die Fische, die in diesem kleinen Zentrum gezüchtet werden, sind keine gewöhnlichen Wolfsbarsche, sondern die Gründergeneration der zukünftigen Mond-„Aquanauten”. Ihre Nachkommen werden in Form von befruchteten Eiern ins All reisen, um die erste außerirdische Fischfarm zu gründen.
Hochwertiges Protein. Wenn wir eine permanente Basis auf dem Mond errichten wollen, sollten wir uns doch wenigstens den Genuss eines frischen Wolfsbarschs gönnen. Der Kopf hinter diesem Projekt ist Cyrille Przybyla, ein Forscher am französischen Institut für Meeresforschung.
„Fisch ist eine ausgezeichnete Proteinquelle, da er für uns am besten verdaulich ist und Omega-3-Fettsäuren sowie wichtige B-Vitamine enthält, die Astronauten zum Erhalt ihrer Muskelmasse benötigen“, sagte Przybyla gegenüber The Guardian. Die Frage, die er selbst aufwirft, ist nicht, ob wir das brauchen, sondern „wie wir diese Lebensmittel in solcher Entfernung produzieren können“.
Lunar Hatch. Das von der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und dem französischen Raumforschungszentrum CNES finanzierte Experiment wird die Eier ins All schicken und die Zeit bis zu ihrem Schlüpfen am Zielort messen.
Obwohl noch kein Weltraumflug geplant ist, sollen die ersten Tests auf der Internationalen Raumstation mit Hilfe der europäischen Astronauten im Orbit durchgeführt werden. Nach Beobachtung ihrer Entwicklung würden die Eier eingefroren und zur eingehenden Analyse zur Erde zurückgebracht werden. Wenn die Tests erfolgreich sind, wäre der nächste Schritt die Skalierung des Systems für eine zukünftige Umsetzung auf dem Mond.
Nicht der erste Fisch, aber der erste Fisch. Fische im Weltraum haben wir schon gesehen. Die ersten waren kleine Mummichogs auf einer Apollo-Mission im Jahr 1973. In jüngerer Zeit haben Zebrafische dabei geholfen, Muskelschwund zu untersuchen.
Aber dies ist das erste Mal, dass das Ziel rein gastronomischer Natur ist: eine regelmäßige und erneuerbare Nahrungsquelle für Astronauten und Besatzungen zukünftiger Mond- und Marsbasen zu schaffen. Der erste Weltraumfisch.
Es geht nicht (nur) um Ernährung. Die wahre Genialität von Lunar Hatch besteht darin, ein vollständig geschlossenes und autarkes Ökosystem zu schaffen, ohne Abfall und ohne die Notwendigkeit, die Nahrungsmittel ständig mit Frachtflügen von der Erde nachzufüllen, um am Ende Grillen zu essen.
Alles wird innerhalb eines Fischzuchtsystems recycelt, das mindestens vier bis fünf Monate lang autonom funktionieren soll. Allerdings werden dafür viele „Aquanauten” benötigt. Wissenschaftler haben berechnet, dass für die Versorgung von sieben Astronauten mit zwei Portionen Fisch pro Woche etwa 200 Seebarsche.