Eine in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie hat das Verständnis über den Ursprung der Landwirbeltiere revolutioniert. Die von Wissenschaftlern der Flinders University (Australien) und der Universität Uppsala (Schweden) geleitete Untersuchung legt nahe, dass Reptilien und andere Amnioten viel früher als bisher angenommen auf der Erde lebten.
Die Entdeckung wurde in Australien gemacht und hat in der wissenschaftlichen Gemeinschaft für Aufsehen gesorgt. Möchten Sie wissen, wie es zu dieser Entdeckung kam?
In Australien wurden die ältesten fossilen Fußabdrücke von Landreptilien entdeckt
Alles begann in der Snowy Plains Formation im Südosten Australiens, wo zwei Hobbyforscher eine Sandsteinplatte mit kaum sichtbaren Spuren entdeckten. Was zunächst wie eine einfache geologische Kuriosität aussah, wurde nach der Analyse durch Experten zu einem wichtigen Beweis: fossile Fußabdrücke eines Tieres, das vor 355 Millionen Jahren in dieser Gegend gelebt hatte.
Diese Spuren sind mindestens 35 Millionen Jahre älter als die ältesten bekannten Überreste von Amniota, der Gruppe der Wirbeltiere, zu der Reptilien, Vögel und Säugetiere gehören. Dieser Fund datiert ihr Auftreten auf einen Zeitpunkt, für den es bisher keine soliden fossilen Beweise gab.
Fossile Funde bestätigen die Existenz von Amniota vor 355 Millionen Jahren
Die detaillierte Untersuchung der Spuren ergab, dass es sich um Fünf-Zehen-Abdrücke mit gebogenen Krallen handelte, ein wesentliches Merkmal, das Amphibien von Amniota unterscheidet.
Die Morphologie der Spuren lässt darauf schließen, dass sie von einem etwa 80 Zentimeter langen Tier stammten, wahrscheinlich einem primitiven Reptil, das auf feuchtem Boden lief.
Diese Krallen sind wichtige Hinweise, da Amnioten Strukturen wie Eier mit Schalen und Krallen entwickelten, um sich an eine vollständig terrestrische Umgebung anzupassen. Experten interpretieren diesen Fund als Beweis dafür, dass Amnioten bereits viel früher als angenommen auf dem Superkontinent Gondwana (zu dem Australien gehörte) vorkamen.
Der Fund füllt die als „Romer-Lücke” bekannte Lücke im Fossilienbestand
Bislang gab es eine Lücke im Fossilienbestand zwischen dem Ende des Devons und dem Beginn des mittleren Karbons, die als „Romer-Lücke” bekannt ist. Diese Abwesenheit von Fossilien machte es schwierig, genau zu bestimmen, wann die ersten vollständig an die trockene Umgebung angepassten Landwirbeltiere auftraten.
Die in Australien gefundenen Spuren, die auf ein Alter von 355 Millionen Jahren datiert werden, füllen jedoch einen Teil dieser Lücke und deuten darauf hin, dass die Evolution der Tetrapoden früher und schneller verlief als bisher angenommen.
Veränderungen in der evolutionären Chronologie der Landwirbeltiere
Die Entdeckung bedeutet, dass das Auftreten der Amnioten noch früher, vielleicht im mittleren Devon vor etwa 380 Millionen Jahren, stattgefunden haben muss. Dies zwingt zu einer Überarbeitung des evolutionären Zeitplans der Landwirbeltiere und deutet darauf hin, dass die Diversifizierung viel schneller verlief.
Darüber hinaus bestätigen ähnliche Funde in Regionen wie Polen die Annahme einer frühen und globaleren Ausbreitung dieser Tiere.
Diese wissenschaftliche Entdeckung wäre ohne die Hilfe der Amateurpaläontologen Craig Eury und John Eason, die den Fund gemeldet hatten, nicht möglich gewesen. Ihr Beitrag unterstreicht die wichtige Rolle der Bürgerwissenschaft für den Fortschritt der paläontologischen Erkenntnisse.