Archäologen sind fassungslos: 6.000 Jahre alte Figuren gefunden, die die Geschichte der Felskunst neu schreiben.

In der Welt der Archäologie gibt es kleine und große, zufällige und geplante Entdeckungen, die von Gräbern über Amulette bis hin zu großen Schätzen reichen und die Grundlagen des menschlichen Wissens über ein Thema verändern. Dies ist eine davon.

Ein Forscherteam hat auf der Kimberley-Halbinsel im Nordwesten Australiens eine bisher unbekannte Form der Felskunst entdeckt. Es handelt sich um die Linear Naturalistic Figures (LNF), großformatige Darstellungen von Tieren, die in keine der traditionellen Kategorien der australischen prähistorischen Kunst passen.

Felsmalereien enthüllen eine verlorene Phase der australischen Vorgeschichte

Laut der Studie unter der Leitung von Ana Paula Motta in Zusammenarbeit mit der Balanggarra Aboriginal Corporation ist dieser Stil über 6.000 Jahre alt und reiht sich zwischen den berühmten Gwion-Figuren (12.000–13.000 Jahre) und den Wanjina (≤5.000 Jahre) ein, wodurch eine wichtige Lücke in der Chronologie der Felskunst des Kontinents geschlossen wird.

Diese Malereien bringen nicht nur eine neue Phase in die visuelle Überlieferung der Aborigines, sondern deuten auch auf eine Zeit tiefgreifender ökologischer und sozialer Veränderungen hin.

Zu dieser Zeit stieg der Meeresspiegel und zwang ganze Gemeinschaften, sich an den Verlust von bewohnbarem Land anzupassen. Die LNF scheinen eine symbolische Antwort auf diesen Krisenkontext zu sein.

Die Entdeckung wurde durch eine sorgfältige Analyse von mehr als 1.000 Felsmalereien ermöglicht, die im Rahmen des Projekts Kimberley Visions (2013–2022) dokumentiert wurden. Innerhalb dieser Sammlung untersuchte das Team von Motta 151 Stätten mit Stilen, die als IIAP (Irregular Infill Animal Period), Gwion und Static Polychrome bekannt sind.

Durch den Vergleich von Techniken, Formen und Überlagerungssequenzen identifizierten die Archäologen 98 Figuren, die keinem der bisherigen Stile zuzuordnen waren. Es handelte sich um große Tiere mit klaren Konturen und ohne die für IIAP charakteristische Farbfüllung.

Außerdem wurden diese Figuren in allen Fällen über ältere Stile gemalt und anschließend mit Wanjina-Malereien überdeckt, was ihre mittlere Position in der historischen Abfolge bestätigt.

Die meisten dieser Werke befinden sich an senkrechten, erhöhten und gut sichtbaren Wänden, was darauf hindeutet, dass sie für die gesamte Gemeinschaft sichtbar sein sollten. Nur zwischen 2 % und 3 % der untersuchten Stätten weisen solche Figuren auf, was sowohl ihre Seltenheit als auch ihre stilistische Kohärenz bestätigt.

Wie sahen diese Höhlenmalereien aus?

Die linearen naturalistischen Figuren zeigen einen nüchternen, technischen und bewussten Stil. Sie stellen vor allem Macropoden (wie Kängurus) dar, aber auch Fledermäuse, Reptilien, Fische und Vögel. Alle haben eine durchgehende, feste Kontur, sind in dunkelrotem Ocker gemalt und zeigen statische Körperhaltungen ohne narrative Kompositionen oder menschliche Szenen.

Laut der Studie vereinfachen diese Figuren die Anatomie auf das Wesentliche. Sie zeichnen sich durch feste Gliedmaßen, gerade Schwänze und abgerundete Ohren aus. Einige innere Striche deuten auf Muskelkonturen hin, erreichen jedoch nicht den Detailgrad des IIAP-Stils.

Darüber hinaus wurden fünf für diesen Stil einzigartige Körperformen identifiziert (U, AJ, AN, AQ und AR), was die Vorstellung eines eigenständigen visuellen Codes untermauert.

Das Fehlen menschlicher Figuren ist kein Zufall. Nach Ansicht des Teams könnten diese Malereien eine totemistische Rückkehr zum Tierreich widerspiegeln. In einer Zeit ökologischer Instabilität konzentrierte sich die Kunst wieder auf die Verbindungen zwischen Menschen und Tieren und stellte letztere als Vorfahren oder spirituelle Verbündete dar.

Anstelle aufwendiger Verzierungen setzen die LNF auf die Schlichtheit der Silhouette. Diese Wahl scheint einer zeremoniellen Logik zu folgen: klare, „lebendige” Silhouetten, die durch Übermalungen in Ritualen wiederbelebt werden können.

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